Ein Nachmittag voller Geschichte, Gedenken und Gänsehaut – Die HTL- Rennweg beim Internationalen Roma-Tag im Parlament

An diesem Nachmittag verwandelte sich das österreichische Parlament in einen Ort des Erinnerns, des Dialogs – und der leisen, aber eindringlichen Warnung. Anlässlich des Internationalen Roma-Tages wurde eine Veranstaltung abgehalten, die nicht nur informativ, sondern emotional bewegend und erschütternd war. Eine Veranstaltung, die nachwirkt. Und Prof. Marinov, David Brandstetter (4CN), Leon Gaus (4CN), Maximilian Webora (2CI) und ich waren dabei.

Bereits beim Betreten des Elise-Richter-Lokals war spürbar: Hier geht es um mehr als ein paar historische Fakten. Es geht um Menschen. Um Schicksale. Um das, was bleibt – selbst 30 Jahre nach einem der dunkelsten Kapitel der österreichischen Nachkriegsgeschichte: dem Roma-Attentat von Oberwart im Februar 1995, bei dem vier Roma-Angehörige durch eine Briefbombe brutal aus dem Leben gerissen wurden.

Der Präsident des Nationalrates, Walter Rosenkranz, eröffnete die Gedenkveranstaltung mit einer eindringlichen Rede. Ohne Schnörkel, aber mit klaren Worten machte er deutlich, dass Rassismus und Antiziganismus auch heute noch reale Bedrohungen sind – in Europa, in Österreich, direkt neben uns.

Eine Videobotschaft von Ministerin Claudia Plakolm unterstrich die Bedeutung der Integration und des interkulturellen Dialogs, ehe Emmerich Gärtner-Horvath, selbst Angehöriger der Roma-Volksgruppe, mit sehr persönlichen Worten daran erinnerte, was der 8. April wirklich bedeutet: Sichtbarkeit, Würde, Stimme.

Gänsehaut-Moment dann bei der Keynote von Brigitte Lueger-Schuster, Psychotraumatologin an der Universität Wien. Sie sprach über „historisches Trauma“ – was passiert, wenn sich kollektive Traumata über Generationen vererben? Wie prägt Terror die Seele eines Einzelnen, einer Familie, eines Volkes? Und wie viel davon ist vielleicht noch immer in unserer Gesellschaft spürbar? Eine komplexe Thematik, aber verständlich, eindrucksvoll – und extrem relevant.

Der Höhepunkt: Die Podiumsdiskussion. Vier Persönlichkeiten – vier Blickwinkel. Sarah Gärtner-Horvath, junge Roma-Vertreterin, sprach offen über Alltagsrassismus, dem sie trotz Bildung und Engagement noch immer begegnet. Paul Schliefsteiner, Jurist und Terrorismusforscher, gab Einblick in die gesellschaftspolitischen Hintergründe des Attentats. Theo Kelz, selbst Opfer eines Anschlags, erzählte von seinem langen Weg zurück ins Leben – seine Worte gingen unter die Haut. Und erneut Brigitte Lueger-Schuster, die versuchte, die Brücke zwischen Psychologie, Politik und persönlichem Erleben zu schlagen.

Das alles unter der einfühlsamen und gleichzeitig souveränen Moderation von ORF-Journalistin Sandra Szabo, die auch dann die Ruhe behielt, als das Publikum mit Tränen in den Augen zuhörte.

Ein anschließender Empfang, begleitet von der mitreißenden Musik der Balkan Combo, schaffte einen Kontrast – aber auch eine Form des Miteinanders. Gespräche wurden geführt, Kontakte geknüpft, Geschichten geteilt.

Fazit von mir:

Es war keine „klassische“ Gedenkveranstaltung. Es war ein Nachmittag, der wachrüttelte. Der zeigte, dass Geschichte nicht vorbei ist, nur weil sie in Büchern steht. Dass Wunden bleiben – aber auch heilen können, wenn wir hinschauen, zuhören und handeln.

Für mich persönlich war es mehr als ein einfacher Parlamentsbesuch. Es war ein Perspektivwechsel. Ein Weckruf. Und vielleicht auch ein stiller Appell an uns alle, in einer Zeit wachsender Intoleranz nicht einfach nur zuzuschauen.

Autor: Mehmet Emin CIMENLI (5CM)