Der Roman „Blasmusikpop“ stellt das Debüt der Autorin Vea Kaiser dar und erschien 2012. Das Buch thematisiert das Leben von zwei intelligenten und ambitionierten Menschen in einem abgeschotteten Alpendorf, in dem sie von der Bevölkerung als Kuriositäten oder gar als Feinde wahrgenommen werden.

Die Handlung des Romans spielt in Sankt Peter am Anger, einem Kleindorf inmitten der Alpen, dessen Bewohner möglichst wenig mit der Außenwelt zu tun haben wollen und nach alten Sitten und Bräuchen leben. Im Buch kommen zwischen den Kapiteln Passagen aus den Aufzeichnungen eines Geschichtsschreibers vor, die die Geschichte St. Peters schildern. Die Geschichte lässt sich in zwei Teile, jeweils mit eigenem Protagonisten, gliedern. Im Ersten spielt Johannes Gerlitzen die Hauptrolle. Seine Geschichte beginnt mit der Flucht aus dem Dorf und einem Medizinstudium in Wien. Nach etlichen Jahren in der weiten Welt kehrt Johannes Gerlitzen als Arzt nach St. Peter zurück, wo er seine inzwischen jugendliche Tochter Ilse und todkranke Ehefrau Elisabeth findet. Er hat eine Abneigung zu den Dorfbewohnern und ihren Verhaltensweisen, und findet es abscheulich, dass seine Tochter sich zu einem Leben nach diesen Bräuchen hingezogen fühlt. Ilse fühlt sich im Dorf wohl und heiratet, wie in St. Peter üblich, jung. Ihren Sohn, Johannes Irrwein, nimmt Johannes Gerlitzen unter seinen Schutz. Johannes Irrwein wird zum „Nachwuchsforscher“ seines Großvaters und mit dessen Tod zur Hauptfigur des zweiten Teils der Geschichte. In diesem wächst Johannes Irrwein mit großer Abneigung zu St. Peter auf, besucht ein Gymnasium im Tal und entdeckt dort eine Faszination für Geschichte und insbesondere für den altgriechischen Geschichtsschreiber Herodot, aus dessen Werke ihm schon sein Großvater vorgelesen hatte. Durch einen Konflikt mit dem Direktor verpatzt Johannes jedoch die Matura, und in den Ferien vor seinem Nachholtermin beschließt er, als Geschichtsschreiber die seiner Meinung nach barbarischen Verhaltensweisen der Bewohner St. Peters zu dokumentieren.

Der erste Teil, der ungefähr ein Viertel des Buches ausmacht, ist interessant und mitreißend zu lesen. Man fühlt sich mit Johannes Gerlitzen verbunden und ist an seinem Erfolg interessiert, während er darum kämpft, St. Peter und seine zurückgebliebenen Bewohner hinter sich zu lassen oder Johannes Irrwein davor zu bewahren, ihre Lebensweise anzunehmen. Der zweite Erzählabschnitt zieht sich dagegen eher in die Länge, weil Johannes Irrweins Geschichte weit weniger Entwicklung aufweist als die seines Großvaters. Er ist und bleibt ein intelligenter, gebildeter Bub unter einfachen, zurückgebliebenen Dorfbewohnern und muss sich sein Wissen und seine Eigenständigkeit nicht auf die Weise erkämpfen, wie es sein Vorgänger musste.

Der Roman ist in Alltagssprache verfasst und leicht zu lesen. Vea Kaiser ist eine gute Erzählerin, beim Lesen erscheint ein detailliertes und unterhaltsames Bild der Handlung. Die Motivation der Charaktere ist nachvollziehbar, wenn auch im Falle der Dorfbewohner ein wenig simpel. Der Ablauf der Ereignisse macht Sinn und lässt wenige Fragen unbeantwortet.

Das Buch „Blasmusikpop“ ist für jeden zu empfehlen, der auf der Suche nach einer entspannten Freizeitlektüre ist. Wer aktionsreiche Schlagabtäusche oder fesselnde Spannung braucht, ist hingegen woanders besser aufgehoben. Sprache und Stil sind bestens auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten, das Leseerlebnis gestaltet sich an den meisten Stellen unterhaltsam und entspannt.

Eine Rezension von Niklas Wohlfahrt, 2BM